Bonhoeffer & Co – Warum wir uns auch heute noch an sie erinnern sollten

Der Religionsunterricht im Jahrgang 10 (letztes Jahr) hat sich mit dem Thema „Kirche in der Gesellschaft“ beschäftigt. Dabei haben sie auch einen Blick in die Geschichte geworfen und sich mit Menschen beschäftigt, deren Glauben und Haltung im Nationalsozialismus auf eine harte Probe gestellt wurde. Sie sind der Meinung, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sollten. Auch heute sind wir immer wieder gefragt, Haltung zu zeigen, wenn Menschen ausgegrenzt werden und rechte Parolen gegen Minderheiten hetzen. Der Mut der hier vorgestellten Menschen ist beispielhaft und inspirierend.

Dietrich Bonhoeffer – ein Text von Leonie B. 10G3

Der Nationalsozialismus hat viele Opfer gefordert, darunter auch Widerstandskämpfer*innen, die sich gegen das Regime und die Ideologie der Nationalsozialisten stellten. Einer davon war Dietrich Bonhoeffer. Er wurde am 04.02.1906 in Breslau geboren, und wuchs in einer christlich geprägten Gelehrtenfamilie auf. Er wurde lutherischer Theologe und gehörte der Bekennenden Kirche an und kritisierte schon früh die Gleichschaltung (Anmerkung: Die Bekennende Kirche war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen, die sich gegen die  Gleichschaltung der Evangelischen Kirche mit dem Nationalsozialismus stellte – die Gegenposition war die Gruppe der „Deutschen Christen“). Zudem lehnte er das antisemitische Handeln der Nationalsozialisten ab und forderte eine generelle Solidarität mit den Opfern der staatlichen Gewalt. Dabei nannte er drei Möglichkeiten des kirchlichen Handelns gegenüber dem Staat:

1.            Die Kirche muss den Staat nach der Rechtmäßigkeit seines Handelns fragen,

2.            sie muss sich zur Hilfe an den Opfern verpflichten, und

3.            nicht nur die Opfer unter dem Rad verbinden, sondern auch dem Rad selbst in die Speichen fallen.

Zudem gehörte er zu dem Kreis derer, die das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 vorbereiteten, welches durch unglückliche Umstände scheiterte. Bonhoeffer galt als getarnter Kurier des Widerstandes, da er viele Kontakte im Ausland hatte, vor allem nach England.  Er begründete sein Handeln immer theologisch und wurde auch durch seine Bücher weltweit berühmt.

Am 05. April 1943 wurde er verhaftet und blieb bis kurz vor Ende des Krieges in Gefangenschaft, zuerst in Berlin Tegel, dann im KZ Flossenbürg, bis er dann am 09. April 1945 als einer der letzten NS-Gegner, die am Attentat auf Hitler beteiligt waren, hingerichtet wurde. Im Gefängnis Berlin-Tegel hatte sich Bonhoeffer mit einigen Wachen angefreundet, die ihm zur Flucht am 5. Oktober verhelfen wollten, bis dann weitere belastende Akten vom Attentat auf Hitler und von einem Treffen zwischen Bonhoeffer und Bischof George Bell von der SS gefunden wurden. Der britische Bischof hatte Aufzeichnungen über das geheime Treffen, welche den Tod für Bonhoeffer bedeuteten. Genau einen Monat vor Kriegsende wurde Bonhoeffer wegen Landes- und Hochverrats hingerichtet.

George Bell – ein Text von Amina K. 10G3

Möglicherweise ist euch der Name Dietrich Bonhoeffer ein Begriff. Er war Theologe und eine große Persönlichkeit im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Er hatte viele Befürworter, so wie z.B. auch sein Freund Gorge Bell. Gorge Bell wurde am 4. Februar 1883 auf Hayling Island (Hampshire) geboren. Er war Pfarrer und spielte eine große Rolle bei der ökumenischen Bewegung. Seine Tätigkeiten dort führten ihn in Kontakt mit der Bekennenden Kirche. In Deutschland wurden Anhänger der Bekennenden Kirche und ihre Angehörigen verfolgt, sodass manche von ihnen auch nach England flohen. George Bell war sehr engagiert, ihnen zu helfen und scheute sich auch nicht davor, seine Meinung kundzutun, auch wenn diese nicht von vielen geteilt wurde. Er setzte sich ebenfalls für deutsche und britische Kriegsdienstverweigerer ein.

Des Weiteren beschäftigte er sich damit, dass die evangelische Kirche wieder zu dem werden sollte, was sie einmal war und nicht so bestehen blieb, wie die Nationalsozialisten sie formen wollten. Diesbezüglich verfasste er einen Brief an den damaligen Reichsbischof, in dem er anmerkte, dass die Entwicklung der evangelischen Kirche das christliche Gewissen schwer belaste, und er verlangte, dass der „Arierparagraph“ gestrichen werden sollte, damit die Unterdrückung aufhörte (Anmerkung: Im Bereich der Deutschen Evangelischen Kirche verfügten einige Landeskirchen seit Herbst 1933 analog zum staatlichen Arierparagraphen den Ausschluss von Christen jüdischer Herkunft aus Kirchenämtern: Pfarrer und höhere Kirchenbeamte mussten in den Ruhestand versetzt werden, wenn sie jüdische Eltern oder mindestens ein jüdisches Großelternteil hatten). Außerdem setzte sich George Bell dafür ein, dass der deutsche Widerstand Hilfe von den Alliierten bekam und tat alles in seiner Macht stehende, um dies zu bewirken und die evangelische Kirche aus den Händen der Nationalsozialisten zu befreien.

Es ist kein Zweifel, dass Gorge Bell ein Mann war, der das Gute verfolgt hat und stets das Ziel vor Augen hatte, dass Richtige zu tun und nach Gottes Willen zu handeln. Darum bin ich davon überzeugt, dass es wichtig ist diesen Herrn weiter im Gedächtnis zu behalten und dafür zu sorgen, dass seine Taten nicht in Vergessenheit geraten.

Hans Leipelt – ein Text von Malin S. 10G2

Hans Leipelt lebte von 1921-1945 und wuchs in einer großbürgerlichen Familie in Hamburg auf. Obwohl seine Mutter einer jüdischen Familie entstammte, wurde er evangelisch erzogen und auch konfirmiert.

Nach seinem Abitur ging er freiwillig zum Reichsarbeitsdienst und wurde danach Soldat. Anschließend wurde er aus der Wehrmacht rausgeworfen, weil man herausfand, dass seine Mutter Jüdin war. Danach begann er ein Chemiestudium in Hamburg, wechselte jedoch an die Münchener Universität, aufgrund von antisemitisch orientiertem Mobbing. An der Münchener Uni verliebte er sich in seine Mitstudentin Marie-Luise Jahn.

Das letzte Flugblatt der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, welches von den Geschwistern Scholl entworfen wurde, erreichte ihn im Februar 1943. Nach deren Verhaftung und Hinrichtung, beschlossen er und seine Freundin Marie-Luise, dieses Flugblatt weiterzuführen. Marie-Luise sagte später: „Ganz spontan beschlossen wir uns: Wir müssen das weitermachen! An die Gefahren dachten wir dabei nicht.“

Kurze Zeit später, werden beide denunziert. Im Volksgerichtshof nimmt Hans Leipelt alle Schuld auf sich und rettet Marie-Luise so das Leben. Er wurde anschließend hingerichtet und starb unter der Guillotine.

Der Grund, weshalb es sich lohnt, dass wir uns bis heute an ihn erinnern, ist, dass Hans und Marie-Luise keine Angst hatten, ihre Meinung zu verbreiten, obwohl sie wussten, was mit den Geschwistern Scholl nach der Verbreitung der Flugblätter der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ geschehen war. Und trotzdem taten sie es, da sie es für wichtig hielten. Außerdem zeigte Hans Leipelt im Gerichtshof unfassbare Liebe, indem er Marie-Luise für unschuldig erklärte und ihr damit das Leben rettete.

Margarete (Marga) Meusel – ein Text von Alika D. 10G3

Wenn man heute an Menschen denkt, die sich dem nationalsozialistischen Regime widersetzten, hat man oft Sophie und Hans Scholl oder Dietrich Bonhoeffer im Kopf. Vielen weiteren Regimekritikern und Widerständlern wird heute kaum noch Achtung geschenkt, auch wenn sie vieles opferten, um ihre Meinung zu vertreten.

Margarete Meusel war eine junge Sozialfürsorgerin, die nationalsozialistische Rassenideologien entschieden ablehnte und aus rassistischen Gründen verfolgten Christen half. Margarete bekam durch ihre Sprechstunden viel von der Not von Menschen vor Augen, die unter den nationalsozialistischen Unterdrückungen gegenüber „Nichtariern“ litten. Auch in ihrem Privaten Umfeld zeigten sich die Folgen des „Arierparagraphen“, mehrere ihrer Freunde und Bekannten wurden ihre Ämter entzogen.

Meusel setzte sich mit ihrer Freundin Charlotte Friedenthal für die Einrichtung einer zentralen Beratungsstelle für Christen jüdischer Herkunft ein. Nachdem dieser Versuch scheiterte, wandte sich Meusel mit wenig Erfolg in einer Umfrage an Diakonissen-Mutterhäuser des Kaiserwerther Verbandes, mit welcher sie bewirken wollte, dass dort nicht-arische Schwesternschülerinnen untergebracht würden.

Nach diesen Misserfolgen begann Margarete im Stillen zu wirken. Sie nahm von 1933 bis 1936 jüdische Fürsorgerinnen als Praktikanten auf, unter anderem auch Charlotte Friedenthal die aus ihrer Arbeitsstelle entlassen und als Jüdin verfolgt worden war. Weiterhin vermittelte sie ab 1941 Frauen, die von Deportation in Vernichtungslager bedroht waren, in sichere Unterkünfte.

1942 wurde sie wegen regimekritischer Aussagen angeklagt, die Anklage wurde fallen gelassen nachdem die Klägerin ihre Aussage wiederrief. Nach Kriegsende war sie in der Flüchtlingshilfe und der Bahnhofsmission tätig. 

Es ist wichtig, dass wir uns heutzutage an all die Menschen erinnern, die in der Zeit des NS Regimes ihr Leben riskierten, um Wiederstand zu leisten, in welcher Form auch immer sich das äußerte, und dass wir ihr Andenken erhalten.