MOSAiC-Expedition – Ein Jahr in der Arktis

Wir haben uns Anfang Juni mit der ehemaligen Schülerin der Raabeschule, Anika Happe, getroffen und mit ihr ein Interview über die Zeit gemacht, die sie im Rahmen der MOSAiC-Expedition in der Arktis verbracht hat. Im ersten Teil unserer Interview-Reihe geht es zunächst um das Projekt und dessen Organisation.

Hallo Anika, möchtest du dich vielleicht einmal kurz vorstellen, und erklären, warum wir dich heute interviewen dürfen?

Anika: Hallo, ich bin Anika Happe und habe auch an der Raabeschule mein Abitur gemacht […], Ich glaube das war 2014. Ich habe danach meinen Bachelor in Geografie in Hannover gemacht, danach meinen Master in Marine Umweltwissenschaften in Oldenburg. Da bin ich jetzt auch gerade noch dran, habe meine Masterarbeit abgegeben und muss die nur noch verteidigen. Und  mit der Grund, warum ich eingeladen wurde, ist auch, dass ich beim ersten Fahrtabschnitt der MOSAiC-Expedition am Anfang dabei war und da einen Einblick in das Wissenschaftler*innenleben bekommen habe und in die Arktis reisen durfte […].

Hier seht ihr Anika! (Bild von Pierre Priou)

Raabeblog: Würdest du erzählen, was die MOSAIC-Expedition ist und was ihr da genau gemacht habt?

Also MOSAiC steht für „Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of ArctiClimate“ [Multidisziplinäres Driftobservatorium zur Untersuchung des Arktisklimas]. Genau das beschreibt es eigentlich auch schon relativ gut. Also man will sich multidisziplinär anschauen, was in der Arktis passiert. Es wurde ein driftendes Observatorium in die Arktis eingebracht, in Form eines Forschungsschiffes, der Polarstern. Die hat sich dann im Meereis einfrieren lassen, und ist dann mit der Transpolardrift über die Arktis gedriftet und währenddessen haben ganz viele Messinstrumente um das Schiff herum ganz viele Daten aufgezeichnet. Es ist relativ schwierig, Daten über das ganze Jahr, inklusive der Polarnacht, in der Arktis zu sammeln und diese Forschungslücke hat die Expedition eben füllen können. Gleichzeitig [wurden] so in verschiedenen Disziplinen Daten gesammelt. Das ist ziemlich einzigartig gewesen, und es hat fast ein ganzes Jahr gedauert, bis die Polarstern dann von der einen Seite der Arktis zur anderen Seite gedriftet ist.

Ich durfte am Anfang bei der MOSAiC-School dabei sein. Das ist so eine Zusammensetzung aus Feldarbeit, also auf dem Eis sein und auf dem Schiff sein, zusammen mit Workshops, Vorlesungen und mit weiteren eigenen Projekten, die daraus entstehen sollten.  Es sind 20 Studierende aus der ganzen Welt mitgefahren und ich habe auch die Chance bekommen, für sechs Wochen dabei zu sein. Wir haben quasi die Polarstern begleitet, auf einem weiteren, russischen, Eisbrecher. Wir sind den ersten Fahrtabschnitt mitgefahren und haben das erweiterte „Messnetz“ um die Polarstern aufgebaut. Dann sind wir wieder zurück nach Tromsø gefahren, [im Gegensatz] zur Polarstern, die dageblieben ist.

Die Polarstern (Bild von Anika)

Allgemein war das eigentlich so ziemlich die größte Arktisexpedition unserer Zeit. Klar, davor gab es auch schon große Arktisexpeditionen von den ganzen namenhaften Wissenschaftlern (zum Beispiel die Fram-Expedition unter Fridtjof Nansen, die die Inspiration für die MOSAiC Expedition gegeben hat), aber in unserer Zeit war es eben die größte Arktisexpedition.

Im September 2019 ist die Expedition gestartet, das ist also jetzt schon wieder eine ganze Weile her.

Das klingt schon mal echt beeindruckend.

Du warst 6 Wochen dabei: von wann bis wann war das?

Gestartet sind wir am 20.9. und ich glaube, dann waren wir ganz kurz vor Ende des Monats Oktober wieder zurück. Also waren das knapp sechs Wochen.

Ich habe gelesen, dass ganz viele unterschiedliche Institute an dieser Expedition beteiligt waren. Wie ist es denn bei dir dazu gekommen, dass du mitfahren durftest?

Also bei mir war es eigentlich so, dass ich eine Ausschreibung gelesen habe, direkt vom Alfred-Wegener-Institut selbst, bzw. in Zusammenarbeit mit APECS, das steht für Association of Polar Early Career Scientists. Und die zusammen haben eine Summer-School ausgeschrieben, weil sie dieses Zusammenfügen von Arbeit auf dem Schiff und auf dem Eis, Workshops, Vorlesungen und eigenen Projekten [erreichen wollten]. Diese Ausschreibung habe ich dann gesehen, habe mich darauf beworben, weil das auch gut zu meinem Studienfeld gepasst hat. Ich habe eigentlich auch erst gar nicht gedacht, dass ich da so eine große Chance habe, weil das wirklich eine ziemlich große Sache ist, und ich „nur“ eine Masterstudentin war. Da dachte ich natürlich, man muss die Chance irgendwie trotzdem wahrnehmen. Dann habe ich mich da beworben, ganz klassisch mit Lebenslauf, Motivationsschreiben und noch einer kleinen Ausarbeitung, was für ein Projekt ich selber noch entwickeln würde, um das an die Öffentlichkeit zu tragen. Also um praktisch die Botschaft von MOSAiC und das Thema Klimawandel und Arktis zu transportieren. […] Und dann kam tatsächlich die Mail, dass ich eingeladen werde, teilzunehmen.

Dieses Projekt: Wurde das am Ende auch umgesetzt oder war das nur ein Teil der Bewerbung?  

Das wurde schon umgesetzt, auf jeden Fall. Es wurde natürlich ein bisschen abgewandelt, sodass sich dann alles zusammenfügt. Mein Projekt war hauptsächlich, dass ich Videos erstellt habe, also so Q&A-Videos für Kinder, und da habe ich auch mit der „Stiftung Zukunft Wald“ zusammengearbeitet. Die organisiert ja auch bei euch den Schulwald. Ich habe deren Maskottchen als Kuscheltierform mit in die Arktis genommen und dann Fragen von Kindern beantwortet, die ich über die Stiftung erhalten habe. Daraus wurde dann am Ende ein kleiner Adventskalender, mit 24 Fragen von Kindern und 24 Antworten von mir mit dem Maskottchen Felix aus der Arktis. (Den Link zum Adventskalender findet ihr am Ende des Interviews, wenn ihr noch mehr über die Expedition erfahren möchtet!)

Teil des ganzen Projektes war natürlich auch, dass ich anschließend Vorträge gehalten habe, auch bei euch in der Schule habe ich insgesamt drei Vorträge gehalten, aber auch noch bei einer anderen Schule. Ebenso habe ich Interviews für die Zeitung und für ein Studierendenmagazin gegeben. Letztendlich war die Idee hinter den Projekten der MOSAiC School, dass dann 20 Studierende aus aller Welt zurück gehen in ihre jeweiligen Studienorte und Heimatländer, um die Botschaft weiterzutragen.

Dann sind wir jetzt eigentlich auch schon bei dieser Botschaft. Was hältst du denn davon, dass das Projekt insgesamt auch so viel mediale Aufmerksamkeit bekommen hat oder auch mit der Veröffentlichung der Ergebnisse jetzt immer noch bekommt? Es gab ja verschiedene Bücher, die veröffentlicht wurden, zwei Dokumentationen über die Polarstern und die Expedition damit, die jetzt stattgefunden hat. Findest du das wichtig?

(Bild von Anika)

Ja, auf jeden Fall. Also das habe ich auch hauptsächlich durch die Expedition gelernt und auch durch die Workshops dort. Und das war vorher auch weniger präsent für mich, aber das ist auf jeden Fall super wichtig. Auch wenn ich später in der Wissenschaft arbeite, was ich auf jeden Fall möchte, dann will ich, dass das auch einen großen Teil meiner Arbeit einnimmt. Denn ich finde wichtig, dass wenn Wissenschaft gemacht wird, es eben nicht nur für Wissenschaftler*innen, die sich mit dem Thema beschäftigen und jeden Tag damit auseinandersetzen, verständlich und verfügbar ist, sondern dass eben auch die Öffentlichkeit etwas davon hat. Die Forschung wird ja auch zum großen Teil aus Steuergeldern finanziert und es ist schade, wenn das dann nicht für alle verfügbar ist. Deswegen ist es so wichtig, dass man die Informationen und die Ergebnisse, die man dann sammelt, herunterbricht und verständlich macht. Ich will mich da auch selber in weiteren Workshops weiterbilden. Auch wenn ich jetzt irgendwann Doktorandin bin. Ich finde das auch total gut, dass das so groß besprochen wurde und dass so eine Expedition wirklich auch in der Tagesschau sehr häufig präsent war. Das war natürlich auch schön zu sehen.

Jetzt hattest du das gerade schon angesprochen, dass das Projekt auch aus Steuergeldern finanziert wurde. Wie war das denn bei dir und den anderen Student*innen, die noch an Bord waren? Wurde das auch daraus finanziert oder über Stiftungen?

Das wurde von verschiedenen Stiftungen, hauptsächlich für Nachwuchsforschende in Polar- und Klimawissenschaften, finanziert. Für die Anreise habe ich außerdem ein DAAD-Mobilitätsstipendium bekommen.

Im nächsten Teil des Interviews geht es um die Forschung in der Arktis!

Link zu Anikas Adventskalender: https://www.zukunftwald.de/felixerkundetdiewelt/ (Auf der Seite muss man ein bisschen nach unten scrollen!)