Feminismus – Was ist das eigentlich?

Feminismus ist in unserer Welt gerade von enormer Bedeutung, wie viele von euch sicher wissen. Aber warum eigentlich? Und was ist Feminismus überhaupt? Laut einer Definition der Bundeszentrale für politische Bildung geht es darum:

„F[eminismus] bezeichnet a) eine Bewegung, die sich für politisch-praktische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenschancen von Frauen einsetzt […], und b) theoretisch-wissenschaftliche Bemühungen, die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts als Barriere wissenschaftlicher (und praktischer) Erkenntnis wahrzunehmen und zu überwinden.“ Diese beiden Ideen, also die Bewegung und die Theorie hängen natürlich eng zusammen, aber ich möchte euch in diesem Artikel die Bewegung näherbringen.

Zunächst solltet ihr wissen, dass Feminismus als solches leider noch nicht lange ein Thema ist, wenn man die gesamte Geschichte der Menschheit betrachtet. Die Theorie kam in Europa zunächst im Zuge der Französischen Revolution auf, da die Rechte von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit eigentlich nur für Männer galten. Hier fiel besonders die aufklärerische Schriftstellerin Olympe de Gouges auf. Sie forderte in ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ bspw. eine rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, und damit verbunden auch das Mitwirken von Frauen an der Gesetzgebung oder das Recht auf Eigentum für Frauen. Olympe de Gouges wurde 1793 während der Schreckensherrschaft Robespierres in der Französischen Revolution hingerichtet, unter anderem weil sie die Beteiligung von Frauen an der Politik forderte.

Weitere Ansprüche, die im Laufe der Zeit gestellt wurden, waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Wahlrecht für Frauen in verschiedenen Ländern. Allerdings gab es das allgemeine (wählen dürfen) und das passive (gewählt werden) Wahlrecht in Deutschland erst ab 1918 mit der Gründung der Weimarer Republik. Nur zur Information: Die ersten allgemeinen und gleichen Wahlen (für Männer) in ganz Deutschland gab es bereits ab 1871, zählt man die Wahlen zur Nationalversammlung während der Märzrevolution (bei der es eigentlich um Liberalität ging) dazu, sogar schon 1848.

Ab Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich weiterhin die proletarische Frauenbewegung, also für die Arbeiterinnen. Diese wollten eine Verbesserung der Lebenssituation erreichen und thematisierten die Doppelbelastung, die arbeitende Frauen durch die Erziehung bzw. den Haushalt sowie den Beruf erfuhren.

Der 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 sorgte für weniger arbeitende Frauen, was natürlich für die Gleichberechtigung einen Rückschlag darstellte. Es gab die Forderung, dass Frauen wieder „am Herd“ arbeiten sollten. In der Weltwirtschaftskrise ab 1929 gab es eine hohe Arbeitslosigkeit in allen betroffenen Staaten und interessanterweise waren es dann meist die Frauen, die arbeiten gingen und für den Lebensunterhalt sorgten. Was zunächst nach einer guten Richtung klingt, ist eigentlich ebenfalls Ausbeutung: Frauen konnten schlechter bezahlt werden und fanden deshalb schneller Arbeit als die Männer. Mit dem Fortschritt der Krise stieg allerdings auch die Arbeitslosigkeit der Frauen wieder.

Mit dem 2. Weltkrieg arbeiteten kurzfristig mehr Frauen, dadurch, dass sie in Rüstungsbetrieben gebraucht wurden. Allerdings ist eindeutig zu beachten, dass in der Ideologie des Nationalsozialismus Frauen v. a. in der Rolle der Mutter gesehen wurden. Es handelte sich um patriarchale Strukturen und Frauen sollten eigentlich ihre Funktion als Mutter ausüben.

In der Nachkriegszeit sollten Frauen eigentlich beim Wiederaufbau Deutschlands geschont werden, allerdings stellte sich heraus, dass die Arbeitskraft der Männer und der wenigen Frauen, denen es erlaubt war zu helfen, nicht ausreichte, um die notwendige Arbeit zu verrichten. Im Jahr 1946 erreichte der Anteil der arbeitenden Frauen mit 36,6 Prozent einen Nachkriegshöchststand. Allerdings wurden viele Frauen schlechter bezahlt als Männer, auch wenn sie die gleiche Arbeit hatten.

Eine besonders wichtige Errungenschaft in der Nachkriegszeit war der Absatz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Im Grundgesetz. Der Beschluss wurde v. a. durch den Einsatz von Frauen wie Elisabeth Selbert und dem damit verbundenen Druck aus der Bevölkerung in das Grundgesetz aufgenommen.

Später entstanden zwei Strömungen des Feminismus: Der eine war der Gleichheitsfeminismus. Hier wird herausgestellt, dass es keine „typisch weiblichen“ und „typisch männlichen“ Eigenschaften gibt. Der Differenzfeminismus wiederum vertritt die Ansicht, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechtes bestimmte, ähnliche Wesenszüge und Eigenschaften haben, die sie von Männern unterscheiden.

Egal, welcher Meinung man ist, es geht in beiden Strömungen darum, Ungleichheiten zu bekämpfen und die Welt, die von Männern dominiert ist, gerechter zu machen.

Wie sich die beiden Strömungen unterscheiden, lässt sich an einem Beispiel festmachen: Während Gleichheitsfeminist*innen Rollenbeschreibungen für Männer und Frauen ablehnen, legen Differenzfeminist*innen Wert darauf, dass „weibliche Lebenswelten“ in der Gleichstellungspolitik beachtet werden, wenn es z. B. um die Kindererziehung geht, weil Frauen, nach Ansicht einiger Angehörigen dieser Strömung, biologisch gesehen hier bestimmte Vorteile haben.

Der Differenzfeminismus findet auch unter Konservativen und Rechten Anhänger, weil er erlaubt, sich als Feminist*in zu bezeichnen und trotzdem klassische Rollenbilder zu befürworten. Die Forderungen liegen allerdings nicht unbedingt im konservativen Spektrum, wenn es um die Beachtung unbezahlter Care-Arbeit (z. B. Kinderbetreuung und Pflege von älteren Familienmitgliedern):  Und auch Schwarze Frauen nehmen teilweise Ideen des Differenzfeminismus an, weil das Gefühl „Wir Frauen“ nach Ansicht einiger die unterschiedliche Behandlung verschiedener Frauen unsichtbar macht, und damit die Gleichberechtigung erschwert.

Wenn ihr euch dafür interessiert, wie das mit dem Feminismus in der Gegenwart aussieht, findet ihr hier noch einen Artikel zu diesem Thema: https://raabeblog.net/?p=216

Quellen:

https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/17484/feminismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Olympe_de_Gouges#Die_Franz%C3%B6sische_Revolution

https://www.frauen-informatik-geschichte.uni-bremen.de/index.php-id=74.htm

Facharbeit von Katharina H. aus dem Seminarfach „Die Raabeschule in der Nachkriegszeit“, Februar 2020

https://www.derstandard.de/story/2000115600915/differenzfeminismus-gleichberechtigt-aber-nicht-gleich