Fridays For Future – Wer kämpft in Braunschweig für unsere Zukunft?

Seit dem Jahr 2018 gibt es die Bewegung Fridays For Future (FFF). Wie ihr sicherlich alle wisst, tritt sie für den Klimaschutz ein, indem Schüler*innen freitags, statt zur Schule zu gehen, demonstrieren.

Anfang November habe ich mich mit Nele von FFF in Braunschweig getroffen. Wir haben uns über Organisationsstruktur, Entwicklung und Ziele der Bewegung unterhalten. In diesem Interviewpart geht es um ersteres. Wenn ihr auch etwas über die anderen Themenkomplexe wissen möchtet, behaltet den Raabeblog im Auge, die anderen Teile werden bald veröffentlicht.

Caroline (C): „Wie bist du persönlich denn zu FFF gekommen?“

Nele (N): „Ich bin im März 2019 zu FFF gekommen, […] weil damals auch der erste globale Streik war. Und da bin ich dann in eine Infogruppe hineingerutscht und wollte irgendwie auch aktiv werden, aber hatte nicht so ganz die Zeit und Lust auf die Demos zu gehen […].

Dann kam mal eine Rundnachricht von der Bundesebene, dass sie im Podcast [von FFF] Leute suchen und dann bin ich erstmal in den Podcast, habe da lange nur mitgearbeitet, im Faktencheck vor allem. Also Fakten überprüfen, recherchieren und so etwas. Und dann war Anfang September 2019 hier das Sommercamp in Braunschweig […]. Die Leute waren dann […] so nett, dass ich irgendwie geblieben bin und nach noch fast anderthalb Monaten Pause dazugekommen bin, am 29.11. schon mitorganisiert, und am Ende sogar noch moderiert habe.“

C: „Du hast das jetzt schon ein bisschen angesprochen, aber wie ist eure Organisationsstruktur überhaupt?“

N: „Wir haben einmal die Bundesebene, das sind die ganzen Arbeitsgruppen (AGs), und die Delegierten aus den einzelnen Ortsgruppen, die wir immer so abgekürzt „Delis“ nennen. Und es gibt jeden Sonntag eine Telefonkonferenz für die Delis und die AGs arbeiten so ein bisschen für sich, haben aber auch Sprechende, die sich auch regelmäßig zusammensetzen und besprechen, was sie machen. Es gibt auch noch die Ortsgruppen, die dann auch ihr eigenes Ding machen.“

C: „Und wie ist das in eurer Ortsgruppe? Seid ihr da eher so in einer lockeren Struktur, also kann da jeder mitmachen? Oder muss man sich anmelden?“

N: „Wir wollen eigentlich jedem anbieten können, mitzumachen, allerdings sind wir mittlerweile sehr viele und deshalb haben wir uns eine Struktur aufbauen müssen.

Wir haben das Plenum, was aber für alle offen ist, wobei das aktuell schwieriger ist, weil […] man erstmal auf den Server kommen muss. Dafür kann man uns aber über Social-Media anschreiben, über die Webseite, einfach Leute ansprechen, wenn man welche kennt oder über Infogruppen geht es auch, die Leute, die da Admin sind, können das auch verteilen. […]

Wir haben noch Arbeitskreise (AKs), für das, was wir sonst so machen. Also Demos planen, die Öffentlichkeitsarbeit und andere Projekte.

Was bei uns noch eine Besonderheit ist, ist dass die „Students For Future“ [Studentenbewegung von FFF] auch bei uns in der Ortsgruppe drin sind, die haben auch ihren eigenen AK, sind aber in unserem Ortsgruppenplenum mit drin, was nicht in vielen Ortsgruppen so ist.“

C: „Das heißt, in dieses Plenum kann man immer dazustoßen und ich gehe mal davon aus, dass man, wenn man sich weiter organisiert, auch in einen AK hineinkommmt?“

N: „In die Arbeitskreise rutscht man irgendwie immer mit rein […] Wir versuchen auch wirklich, neue Leute anzusprechen und dann auch direkt mit zum AK-Treffen zu nehmen, die auch über Discord laufen, so dass wir die Leute dann auch gut mit einbauen können.“

C: „Seid ihr dann in Braunschweig nur als Schüler die Organisatoren? Du hattest ja gerade auch Students For Future angesprochen. Sind die auch wirklich mit dabei und organisieren mit oder machen vielleicht sogar mehr, weil sie ja auch älter sind?“

N: „Die sind deutlich mehr, dadurch machen sie auch ein bisschen mehr als wir Schülis. Wir haben auch in den letzten Monaten viele Leute verloren, durch Corona und auch davor schon sind hauptsächlich Studis nachgekommen, weil wir die Leute dort direkter erreichen.

Dann können die natürlich auch eher was übernehmen wie eine Demoanmeldung, weil wir dafür volljährig sein müssen, und das sind bei uns Schülis zwei Leute, maximal. […]“

C: „Du hattest jetzt gesagt, ihr seid weniger Schüler, aber vielleicht könntest du mir da trotzdem ein bisschen was erzählen, wie das so mit den Schulen ist? Also habt ihr da Konflikte […] die ihr dann direkt als FFF lösen müsst?“

N: „Es ist ganz schulenabhängig. An meiner Schule ist es jetzt so, dass wir teilweise Lehrer*innen haben, die das gar nicht unterstützen, mit denen man richtig Stress bekommen kann, wenn man zur Demo geht. Und andere, die sich fast mal selbst dem Schulleiter widersetzt haben und mit einer Klasse zur Demo wollten. Und da ist die Bandbreite ganz groß. […]

Aber meistens kann man hier mit den Schulen in Braunschweig ganz gut reden, die dann direkt ansprechen, über Leute, die an den Schulen sind und dann dahinkommen, dass es dann doch zumindest ok gefunden wird.“

C: „Bekommt ihr auch etwas von Konflikten mit, nicht nur an deiner Schule, wo Leute vielleicht auch auf euch zukommen, die Stress mit ihren Schulen bekommen haben? Müsst ihr da auch aktiv werden oder läuft das mehr vor sich hin?“

N: „In Braunschweig hatten wir das noch gar nicht so extrem, ich habe das nur aus anderen Ortsgruppen mitbekommen, dass es da richtig zu Anzeigen schon kam, weil die Leute zu oft gefehlt haben. Aber hier hatten wir am Anfang, also Frühling 2019 bis fast Sommer, sogar das System, dass wir uns das von unseren Eltern entschuldigen lassen konnten. Ansonsten hat man zwei Fehlstunden freitags, aber die fallen nicht einmal auf. Bei mir wäre es letztes Jahr zusammengerechnet mehr als ein Tag gewesen und es stand nichts auf dem Zeugnis.“

C: „Und abgesehen von den Schulen, werdet ihr da eher belächelt oder sind die Leute beeindruckt von eurem Engegement?

N: Ich glaube ich stecke zu sehr in einer Bubble drin, um das richtig beurteilen zu können, aber auf Demos passiert es schonmal, dass jemand vorbeiläuft und dann sagt „Ach, die schon wieder“, oder „Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, „Ihr solltet zur Schule gehen“. […] So etwas passiert immer wieder, aber bisher nichts Schlimmes.“

C: „Das heißt, das läuft auch bei den Anmeldungen problemlos?“

N: „Zu der Stadt haben wir tatsächlich einen supernetten Kontakt.“

C: „Dann weiß ich jetzt ein bisschen mehr über die Organisation bei euch und würde jetzt zu eurer Entwicklung kommen. Es hat ja alles mit Greta Thunberg in Stockholm angefangen, aber seit wann gibt es euch in Braunschweig?“

N: „Die Ortsgruppe hier hat sich Anfang/Mitte Januar 2019 gegründet. Tatsächlich war das sogar verhältnismäßig sehr früh. Ich glaube, wir waren die erste Ortsgruppe hier im Großraum.“

Der letzte Absatz war schon ein Teaser für den nächsten Interviewteil über die Entwicklung von FFF, der bald kommt. Es wird unter anderem auch um die Situation der Bewegung während der Corona-Beschränkungen gehen, also seid gespannt…

Wenn ihr euch bis dahin schon weiter informieren möchtet, findet ihr hier die Website von FFF Braunschweig:

https://fff-braunschweig.de/