Veganismus – eine Lösung für alle?

Die Anzahl an Vegetarier:innen und Veganer:innen ist in den letzten Jahren auf der ganzen Welt, sowie auch in Deutschland, stark gestiegen. Damit allerdings auch die Diskussionen mit Omnivoren (,,Allesfressern‘‘) über eine vegane Ernährung. Aber ist Veganismus tatsächlich so gut für die Umwelt und Weltbevölkerung und lässt sich der Nährstoffbedarf eines Menschen mit einer veganen Ernährung decken? Im folgenden Artikel erfahrt ihr etwas über die Moralvorstellungen des Veganismus und wie die Schüler:innen der Raabeschule zu dem Thema stehen. Außerdem soll über Vorurteile, Vorteile aber auch Nachteile aufgeklärt werden.

Das Gedankenexperiment

Zu Beginn starten wir mit einem kleinen Gedankenexperiment. Stell dir vor, die Erde würde wird von einer außerirdischen Spezies besucht werden, die uns sowohl körperlich als auch geistig und technologisch überlegen ist. Sie sperren uns ein, essen uns für den Genuss und benutzen uns für ihre Unterhaltung und Forschung. Du gehst zu dem außerirdischen Anführer, stellst ihn anschließend zur Rede und fragst, wie seine Spezies nur so grausam zu uns Menschen sein kann. Dieser fragt dich daraufhin, ob wir Menschen nicht das Gleiche mit den Tieren tun würden.

Auch wenn dieses fiktive Szenario erstmal sehr unwahrscheinlich und abwegig erscheint, kann es dazu anregen, über seine eigenen Moralvorstellungen nachzudenken.

Definitionen der Ernährungsarten

Bevor wir aber nun weiter in das Thema Veganismus einsteigen, gilt es erstmal zu klären, welche verschiedenen Ernährungsformen es überhaupt gibt. Die häufigste Ernährungsform wird als omnivor bzw. ,,Allesfresser‘‘ bezeichnet. Sie setzt sich aus tierischer und pflanzlicher Nahrung zusammen. Daneben am weitesten verbreitet ist wohl die vegetarische und vegane Ernährung. Bei einer vegetarischen Ernährung wird in der Regel auf alle Arten von Fleisch, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchten, jedoch nicht auf andere tierische Produkte wie Eier, Milch und Milchprodukte verzichtet. Die vegane Ernährung schließt hingegen den Verzehr aller tierischen Produkte aus. Zusätzlich zu den bekanntesten Formen, gibt es allerdings auch noch die ovo-vegetarische, lacto-vegetarische, pescetarische und flexitarische Ernährung, welche auch als semivegetarisch oder reduktarisch bekannt ist. Unter einer flexitarischen Ernährung versteht man eine gelegentliche Einnahme von Fleisch und Fisch und den regelmäßigen Verzehr aller anderen tierischen Produkte. Bei einer pescetarischen Ernährung wird auf die Einnahme von Fleisch, jedoch nicht auf die von Fisch verzichtet. Eine ovo-vegetarische Ernährung schließt den Verzehr aller tierischen Produkte außer Eiern aus und eine lacto-vegetarische Ernährung den Verzehr aller tierischen Produkte mit Ausnahme von Milch und Milchprodukten.

https://bvlk.de/news/was-unterscheidet-veganer-flexitarier-oder-freeganer.html

Ergebnisse Der Umfrage in der Raabeschule

In der Unterstufe, von der 7. bis zur 10. Klasse, gaben 12 Prozent der Teilnehmenden an, sich vegetarisch und ein:e Teilnehmer:in sich vegan zu ernähren. In der Oberstufe, von der 11. bis zur 13. Klasse, lag der Anteil der Vegetarier:innen bei 18 Prozent und der der Veganer:innen bei 4 Prozent. 22 Prozent der Teilnehmenden in der Unterstufe ernähren sich flexitarisch und 65 Prozent weder vegetarisch, vegan noch flexitarisch. Eine omnivore Ernährung gaben in der Oberstufe 73 Prozent an.

Aus diesen Werten lässt sich schließen, dass sich in der Unterstufe wie auch in der Oberstufe sehr wenige Schüler:innen vegetarisch oder vegan und die meisten omnivor ernähren. Auf die Frage nach dem Grund der eigenen Ernährung gab es sehr unterschiedliche Antworten. Viele sind mit dem regelmäßigen Verzehr von Fleisch und Fisch aufgewachsen und kennen es nicht anders. Einige ernähren sich allerdings auch aufgrund der Familie vegetarisch oder vegan. Andere sind der Meinung, ihren Nährstoffbedarf nicht ohne tierische Produkte decken zu können und halten eine omnivore Ernährung für normal und gesund. Manchen ist eine vegane oder vegetarische Ernährung zu teuer oder ihnen schmecken die Ersatzprodukte nicht. Der häufigste Grund für eine omnivore Ernährung war aber der gute Geschmack von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Dabei stellt sich natürlich die Frage, warum viele Menschen den Geschmack von Fleisch und anderen tierischen Produkten mögen.

Warum essen Menschen eigentlich so viel Fleisch?

Zum einen ist der Fleischkonsum Teil der Kultur und Bestandteil von für uns wichtigen Traditionen, wie zum Beispiel Weihnachten, Ostern oder auch das bekannte Thanksgiving, welches in den USA jedes Jahr zelebriert wird. Unsere Identität und Zugehörigkeit wird dadurch bekräftigt. Der Fleischkonsum kann allerdings auch als symbolischer Akt angesehen werden. In China ist Fleisch beispielweise ein Zeichen von Wohlstand und wird daher in großen Mengen konsumiert. Zum anderen ist die Produktionskette von tierischen Produkten für viele nicht durchschaubar, was bedeutet, dass sie von der Tierproduktion und Schlachtung nicht viel mitbekommen oder sich nicht bewusst über die Umstände sind. Des Weiteren sind viele Konsumierende der Ansicht, dass sie mit ihrem Verzicht nichts an dem Gesamtkonsum oder der Produktion tierischer Produkte könnten. Außerdem fehlt ihnen das Wissen über die starken Klimaauswirkungen des Fleischkonsums.  Ein weiterer Grund ist, dass meistens die identifizierbaren Merkmale von den Tieren werden entfernt, sodass sie beim Verzehr nicht mehr direkt als Tier erkennbar sind.

https://www.diw.de/de/diw_01.c.741625.de/publikationen/roundup/2020_0137/warum_essen_wir_so_viel_fleisch.html

Allgemeine Vorteile Veganismus

Doch was sind nun eigentlich die Vorteile von Veganismus? Gesundheitlich gesehen haben Veganer:innen ein geringeres Risiko an Diabetes Typ 2 oder Herzkreislauferkrankungen zu erkranken. Durch vegane Ernährung wird außerdem deutlich weniger Wasser und CO2 verbraucht, was zum Umweltschutz beiträgt. Des Weiteren kann die Welt durch Veganismus ein Stück gerechter werden, da weniger Agrarflächen zum Anbau von Futtermitteln und als Weiden gebraucht werden, wodurch mehr Anbaufläche für andere Lebensmittel zur Verfügung steht und mehr Menschen ernährt werden können. Dies sind nur einige Vorteile des Veganismus.

https://www.vantastic-foods.com/warum-vegan

Vorurteile

In Bezug auf Veganismus gibt es viele Vorurteile, die von einigen Menschen immer wieder als angebliche Nachteile benannt werden. Einige von diesen Vorurteilen habe ich im folgenden Abschnitt genauer untersucht und geschaut, ob sie tatsächlich der Wahrheit entsprechen.

,,Aber Löwen essen doch auch Fleisch!‘‘

Dass Tiere sich oft auch von anderen Tieren ernähren, wird häufig als Argument gegen den Veganismus verwendet. Tatsächlich haben zum Beispiel Löwen, im Gegensatz zu uns, kein Verständnis für Moral und auch ein eingeschränktes Nahrungsangebot. Löwen fressen beispielsweise auch ihre Kinder oder betreiben Inzucht. Mittlerweile ist es tatsächlich auch möglich, seine Haustiere vegan zu ernähren, wenn man sich vorher ausreichend darüber informiert.

,,Vegane Ernährung ist total teuer!‘‘

Häufig sind vegetarische oder vegane Ersatzprodukte teilweise teurer als die tierischen Produkte. Da die vegane Ernährung allerdings nicht auf Ersatzprodukten basiert, ist es auch gut möglich, sich günstig vegan zu ernähren. Außerdem sollen vegane Produkte in der Zukunft günstiger und tierische Produkte teurer werden.

,,Pflanzen haben auch Gefühle.‘‘

Dieses Argument stimmt nicht. Pflanzen können zwar auf bestimmte Reize in ihrer Umgebung reagieren und gezielt auch Probleme lösen, allerdings haben sie im Vergleich zu uns  Menschen kein zentrales Nervensystem und können somit auch keinen Schmerz verspüren.

,,Menschen haben schon immer Fleisch gegessen.‘‘

Dass Menschen schon immer Fleisch gegessen haben, wird häufig als Argument verwendet, um den Konsum von tierischen Produkten zu rechtfertigen. Allerdings gab es damals auch keine Massentierhaltung und die Menschen hatten häufig keine andere Möglichkeit. Nur weil die Menschen manche Dinge schon immer getan haben, heißt es deswegen auch nicht, dass diese automatisch richtig sind.

,,Veganismus ist ein Luxusproblem.‘‘

Einige behaupten, Veganismus sei ein untergeordnetes Problem und werde nur von Menschen als Problem wahrgenommen, die im Luxus leben. Allerdings ist die Tierhaltung der weltweit größte Flächen- und Wasserverbraucher, verursacht mehr Treibhausgase als der Transportsektor und fördert die Abholzung der Regenwälder. Außerdem wird unzähligen Lebewesen Leid zugefügt. Dies zeigt, dass eher der hohe Fleischkonsum, welcher durch unseren Luxus ermöglicht wird, das Problem ist.    

,,Der Nährstoffbedarf eines Menschen lässt sich nicht mit veganer Ernährung decken.‘‘

Tatsächlich lässt sich der Nährstoffbedarf eines Menschen in so gut wie jeder Lebenslage mit einer ausgewogenen veganen Ernährung decken. Der einzige Nährstoff, der nicht ausreichende in pflanzlichen Produkten vorhanden ist, ist Vitamin B12, welcher allerdings als Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden kann. Manche Veganer:innen oder Vegetarier:innen nehmen außerdem zusätzlich Eisen oder andere Vitamine in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich, um Nährstoffengpässe zu decken. Außerdem können auch nicht vegan lebende Menschen von der Einnahme von Supplements profitieren. Wenn ihr mehr über die Grundlagen der veganen Ernährung und die vegane Ernährungspyramide erfahren möchtet, dann informiert euch gerne mit folgendem Video:

Veganismus hat also überhaupt keine Nachteile?

Für unser Klima wäre Veganismus wahrscheinlich die beste Lösung, allerdings gibt es trotzdem auch erhebliche Nachteile für die Weltbevölkerung, die man betrachten sollte. Zum einen gäbe es kaum noch Wiesen, die beweidet oder geschnitten werden, da dies sich ohne Nutztiere nicht lohnen würde. Einige Naturschützer:innen gehen als Folge dessen von einem noch größeren Artensterben aus. Zum anderen müssen auch ärmere Bevölkerungsschichten beachtet werden, welche eine kleinere Lebensmittelauswahl und somit auch eine beschränkte Möglichkeit haben, sich ausgewogen vegan zu ernähren. Des Weiteren würden viele Menschen auf der ganzen Welt ihre Arbeitsplätze verlieren, was besonders in Ländern, in denen die meisten Menschen ihr Geld mit Nutztierhaltung verdienen, problematisch werden könnte. Die Armut würde in diesen Ländern dadurch vermutlich noch größer werden. Veganismus ist also noch nicht die beste Lösung für alle Menschen auf dieser Welt.

https://www.ardmediathek.de/video/engel-fragt/vegan-leben-muss-ich-das-gut-finden/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNjQ0MTc

Fazit

Veganismus kann also ein sehr komplexes und für einige vor allem auch ein sehr emotionales Thema sein, also was nun? Primär soll es nicht darum gehen, alle davon zu überzeugen, dass Veganer:innen die besseren Menschen seien und nur durch sie die Welt ,,gerettet‘‘ werden könne. Viel mehr sollte ein Bewusstsein über unseren Konsum von tierischen Produkten und dessen Auswirkungen auf die Umwelt geschafft werden, wodurch viele Menschen offener für das Thema Veganismus werden könnten und sich mehr damit auseinandersetzen. Außerdem ist es wichtig, die Verbreitung von Vorurteilen und Fehlinformationen über Veganismus zu stoppen. Schlussendlich bleibt es allerdings im Moment noch jedem selbst überlassen, seine moralischen Vorstellungen festzulegen und zu entscheiden, ob und wie viel tierische Produkte man konsumiert.

Tipps

Zum Schluss habe ich noch ein paar Film-, Bücher- und Rezepttipps für euch zusammengestellt. Dies sind lediglich meine persönlichen Empfehlungen. Viel Spaß damit! ?

Dokumentationen

Cowspiracy- Das Geheimnis der Nachhaltigkeit (Netflix)

Live and Let Live (Amazon Prime)

Vegan leben – muss ich das gut finden? (hr, ARD-Mediathek)

YouTube

Niko Rittenau https://www.youtube.com/channel/UCy828Y1Z2lhA7RcC6OZffZA

Kochbücher

Eat good vegan food – Doris Flury

Umessen: das Kochbuch für eine bessere Welt – Lea Elci

Rezepte

https://biancazapatka.com/de/rezepte/hauptgerichte/

https://www.lecker.de/vegan

https://veggie-einhorn.de/