Interview mit Jannik Trümper – Leben retten dank Stammzellspende

Jannik Trümper ist auf der Raabeschule im 13. Jahrgang und hat dieses Jahr Stammzellen für die DKMS Organisation gespendet, um einer Person mit Blutkrebs das Leben zu retten. Da wir dieses Thema als Redaktion sehr spannend fanden, haben wir ihn nach einem Interview für unseren Raabeblog gefragt. Dieses konnten wir schließlich Ende März durchführen, wobei er uns viele interessante Antworten auf unsere zahlreichen Fragen geben konnte. Wenn ihr auch gerne wissen möchtet, was es mit der DKMS Organisation auf sich hat, wie so ein Prozess abläuft und was man damit alles bewirken kann, dann lest das folgende Interview mit Jannik: 

Was genau ist DKMS?

DKMS ist die deutsche Knochenmarkspende. Das ist eine Organisation, bei der sich jeder ab 17 Jahren registrieren kann, um sich bereit zu erklären, Stammzellen zu spenden. Diese werden benötigt, wenn Menschen zum Beispiel Blutkrebs haben und auf fremde Stammzellen angewiesen sind, um ihr Immunsystem wieder zu stärken. Man kann von 18 bis 60 Jahren dort spenden.

Wie bist du dazu gekommen, dort Spender zu werden?

Wir hatten vor zwei Jahren bei uns in der Schule eine Veranstaltung, bei der sich jeder, der schon über 17 Jahre alt war, registrieren lassen konnte, was ich dann gemacht habe. Das Angebot kam also von der Schule aus und ich habe es wahrgenommen.

Warum hast du teilgenommen?

Das ist eine gute Frage. Ich fand es damals bzw. heute immer noch eine sehr gute Idee und ich habe nicht damit gerechnet, dass ich so schnell gebraucht werde. Ich dachte, wenn ich damit Leben retten kann, dann ist es für mich nicht so anstrengend und für die Person wichtig und gut, dass sie eine Spende bekommt.

Warst du direkt davon überzeugt zu spenden oder hattest du anfangs auch Bedenken?

Nein, ich war auf keinen Fall sofort überzeugt. Ich bin nicht so ein großer Freund von Spritzen und Blut sehen ist auch nicht meine größte Stärke. Deshalb hat es mich schon am Anfang beschäftigt und hat auch ein bisschen Zeit gekostet, mich zu entscheiden, aber ich habe mich dann doch innerhalb von zwei Wochen relativ schnell entschieden.

Wie lief die Behandlung ab?

Das Ganze ist ein relativ langer Prozess. Ich darf leider keine genauen Daten nennen, aber ich habe ungefähr im Oktober letzten Jahres das erste Mal den Brief bekommen, dass ich ein potenzieller Spender bin. Das heißt aber noch nicht, dass man spenden kann, sondern ich musste erst nochmal zu meinem Hausarzt und eine Blutabnahme machen lassen, damit mein Blut untersucht werden kann, ob es wirklich passt. Als das geschafft war, war ich immer noch potenzieller Spender. Dann hatte ich die Wahl zwischen den zwei Standorten Berlin und Dresden, wo die Spende stattfindet. Ich hatte noch einen knappen Monat Zeit, bevor die Spende stattgefunden hat, das war dann schon Anfang dieses Jahres. Ich hatte eine Voruntersuchung, ob ich auch körperlich fit bin und die Spende für mich keine Schäden bringt, dass ich alles gut verkrafte. Dann sollte sich mein Körper fünf Tage vor der Spende nochmal darauf vorbereiten, weshalb ich morgens und abends immer eine Spritze bekommen habe, die die Bildung von Stammzellen anregen sollte. Am Tag der Spende war ich dann in Berlin. Es ging glaube ich um 08:00 Uhr los und um 07:30 Uhr war ich in der Klinik. Dann hat es bei mir relativ lange gedauert, weil ich nicht so viele Stammzellen hatte, aber ich war nach fünfeinhalb Stunden oder sechs Stunden fertig, hatte genug Stammzellen gespendet und konnte wieder nach Hause fahren.

Tat die Behandlung weh oder hattest du danach irgendwelche körperlichen Einschränkungen?

Naja, wie gesagt, es hat relativ viel mit Spritzen zu tun, wovon ich nicht gerade begeistert bin, aber es ist das normale Gefühl, wie wenn man eine Spritze bei einer Blutabnahme bekommt. Es sind nur fünfeinhalb Stunden sitzen und nur sitzen und nichts machen zu können ist schon sehr anstrengend, aber man schafft das. Diese Spritzen, die ich mir vorher geben musste, haben mich ein bisschen müde und schlapp gemacht, weil mein Körper relativ viel arbeiten musste, um die Stammzellen zu produzieren, aber ansonsten habe ich davon gar nichts gespürt. Man sieht die Einstichstellen auch an meinem Arm nicht mehr, also ich habe davon gar nichts mitgenommen.

Wofür sind die Medikamente da?

Die Medikamente sind dafür da, dass die Stammzellen, die sonst im Knochenmark vorhanden sind, in die normale Blutbahn gelangen, damit man die Stammzellen dann aus meinem Blut filtern kann. Eine andere Option wäre noch eine OP, aber das ist natürlich für mich auch deutlich anstrengender. Deshalb hat man es so versucht, dass die Stammzellen aus dem Knochenmark in die Blutbahn gelangen sollen. Wie genau das funktioniert, das weiß ich nicht, aber das ist ungefähr das, was dort mit der Spritze passieren soll. Die Stammenzellenspende an sich ist so eine Art Dialyse. Ich war an zwei Schläuche angeschlossen, das heißt das Blut ging auf meiner rechten Seite raus und durch ein Gerät, wo dann die Stammzellen herausgefiltert wurden, und kam in meinem linken Arm wieder ohne Stammzellen rein. Mein Blut blieb also bei mir.

Wie hast du dich dabei gefühlt?

Ich war schon sehr aufgeregt und sehr nervös. Während der Entnahme hatte ich aber nicht sehr viel Zeit darüber nachzudenken, deswegen war es ganz okay. Ich war einfach müde, musste um 06:00 Uhr früh aufstehen und zum Krankenhaus fahren, also das war schon alles ein anstrengender Tag. Ich konnte aber währenddessen eigentlich Fernsehen gucken und mich relativ gut ablenken. Jetzt im Nachhinein fühlt man sich schon gut, wenn man weiß, dass man einer Person hoffentlich das Leben gerettet hat.

Waren die Medikamente besonders im Vergleich zu anderen?

Ich glaube, dass es immer ein bisschen auf das Medikament ankommt. Es ist wahrscheinlich kein Medikament, was man jetzt so einfach kriegt, aber an sich ist es glaube ich kein besonderes Medikament.

Wie kann man jetzt konkret den Menschen mit deiner Spende helfen?

Meine Stammzellen werden dorthin gebracht, wo die Person liegt, die sie braucht. Ich vermute, dass sie meine Stammzellen mit einer Art Dialyse so ähnlich bekommt, wie ich sie heraus bekommen habe. Nur dass bei ihr das Blut ohne Stammzellen aus ihrem Körper kommt und dann mit meinen Stammzellen zurückkommt, aber da bin ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob das so richtig ist.  

Weißt du schon, wer die Spende bekommt oder läuft das anonym ab?

Nein, das läuft anonym ab, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nur ein paar grobe Daten, weil man diese Entscheidung, ob man spenden möchte oder nicht, relativ emotionslos treffen soll. Ich wusste wirklich über die Person gar nichts, sondern habe einfach für mich entschieden, dass ich das machen will und erfahre es glaube ich frühestens in drei Jahren, wer diese Person war, wenn beide das möchten.

Was ist deine Meinung über die DKMS Organisation bzw. denkst du, dass damit etwas bewirkt werden kann?

Ja, ich glaube auf jeden Fall, dass man damit viel bewirken kann, weil der Prozess für mich als Spender nicht zu kompliziert war und alleine das Registrieren relativ einfach ist. Dabei muss man einfach nur mit einem Stäbchen im Mund ein bisschen Mundschleimhaut abkratzen, wird dann Spender und angefragt, sobald ein Treffer gefunden wurde. Anschließend kann man sich auch immer noch entscheiden, was man machen will. Auch sonst ist der Prozess für mich nicht so schwer und es ist so relativ einfach, viele Leben zu retten. Ich glaube, dass die Organisation wichtig dafür ist, viele potenzielle Stammzellenspender zu finden und dies auch weltweit mit anderen Organisationen zu koordinieren.

Wir bedanken uns für das Interview!

Dieses Interview führten Alissa und Luzie.

Hinweis der Redaktion: Die nächste Typisierungsaktion mit der DKMS an der Raabeschule ist für das Schuljahr 2022/23 geplant.