Die Raabeschule unter Regenbogen-Farben

Anlässlich des Pride Month Juni hat sich die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ dem Thema Homophobie und Diskriminierung gegenüber Personen der LGBTQ+-Community gewidmet. In folgendem Artikel kannst du mehr erfahren, was genau es damit auf sich hat.

Wo trifft man auf Feindlichkeit gegenüber queeren Menschen?

Während weltweit gegen Rassismus weitestgehend erhebliche Ablehnung herrscht (das ist auch gut so!), bestrafen nahezu 70 Länder in ihren Gesetzen queere Menschen, wobei elf sogar die Todesstrafe für gleichgeschlechtliche männliche Liebe vorsehen. Doch selbst in liberalen Staaten, wo Antidiskriminierungsgesetze erlassen worden sind, ist Diskriminierung ein allgegenwärtiges Problem. Die Verwendung von falschen Pronomen oder keine „gendergerechte Sprache“ ist damit überhaupt nicht gemeint, sondern viel mehr die Bereitschaft zu Ausgrenzung und Gewalt. So habe ich letztens ein YouTube Video ertragen müssen, in dem ziemlich berühmte YouTuber auf der Straße Passanten über Homosexualität und ihre Reaktion fragten. Dabei würde ein nicht kleiner Anteil der Befragten sogar ihren besten Freund krankenhausreif schlagen oder ihre Kinder ermorden, weil sie nicht „angeschwult“ werden wollen oder ihre „Ehre“ beschmutzt wird.

Ein weiteres Video stellt eine Transgender-Jugendliche mit einem Interviewer dar, die Jungs fragen, ob sie sich etwas mit ihr vorstellen können. Viele stimmen zu, bis sie erfahren haben, dass sie Transgender ist. Genau diese Videos implizieren: die Akzeptanz von queeren Menschen. Natürlich könnte man einwenden, dass laut Umfragen eine überwältigende Mehrheit sich für andere sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten ausspricht. Allerdings wollen nicht alle „so etwas“ in ihrem Umfeld und abwertende Beleidigungen wie „Schwuchtel“, „Kampflesbe“ und „Transe“ werden oft genutzt. Vorurteile sind omnipräsent und LGBT+ Gruppen werden immer in Schubladen gesteckt, welche fast immer negativ gemeint sind. Und die Gewalttaten und Hassverbrechen gegen LGBT+ sind extrem hoch.

Insgesamt haben mich diese Sachen zutiefst erschüttert, denn ich habe immer gedacht, dass in einem freien Land wie Deutschland alle Menschen angstfrei leben können. In Zukunft würde ich mir eine deutlich stärkere Normalisierung von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten wünschen, da solche Sachen den persönlichen Lebensstil und Charakter von Individuen nicht beeinflussen und nicht pauschal zu besseren oder schlechteren Menschen macht.

Homophobie begegnet auch im Alltag

Homophobe Kommentare gehören für viele Mitglieder der LGBTQ+ Community leider zum Alltag. Früher in der Grundschule galt „schwul“, „Schwuchtel“ oder „Lesbe“ als Beleidigung. Die Normalisierung dieser Begriffe als negativ ist erschreckend und es ist an der Zeit sich zu fragen, wieso Drittklässler „schwul“ wie ein Schimpfwort benutzen und dies zu ändern. Diese negative Konnotation der Ausdrücke und ihrer Verwendung als Beleidigungen führt zu einer problematischen Normalisierung und Etablierung von Homophobie in den Alltag. Doch es ist nicht nur die Verwendung dieser Begriffe als Schimpfwort, sondern auch jede andere Art von feindlichen Kommentaren sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum. Es herrscht allgemein eine fehlende Akzeptanz gegenüber Queerness. Als gleichgeschlechtliches Paar hat man häufig Angst, sich in der Öffentlichkeit erkennbar zu machen. Abfällige Blicke kassiert man immer, doch häufig werden einem auch Beleidigungen hinterhergerufen. Solches Verhalten erschwert vielen Menschen das Leben und führt dazu, dass sie sich in unserer Gesellschaft nicht wohlfühlen. Dies kann eigentlich nicht sein, doch Homophobie ist teilweise so normalisiert, dass es wenige interessiert, wenn auf der Straße jemandem etwas hinterhergerufen wird. Auch im privaten Raum sind z. B. beiläufige homophobe Witze keine Seltenheit und spricht man sich gegen sie aus wird man häufig als überempfindlich dargestellt, oder so als ob man keinen Spaß verstehe. Doch genau diese Art von scherzhafter, normalisierter Homophobie verursacht viel Schaden. Die Gleichgültigkeit gegenüber homophoben Aussagen und das Stummbleiben sind teilweise genauso schlimm wie die Kommentare und der Hass selbst. Wir haben eigentlich eine Zeit erreicht, in der jede Art von Homophobie nicht mehr toleriert werden sollte. Es ist Zeit sich zu wehren, sowohl als Mitglied der LGBTQ+ Community sowie als Verbündeter.

Rechtliche Situation homosexueller Menschen

Seit August 2001 konnten gleichgeschlechtliche Paare durch das Lebenspartnerschaftsgesetzt ihrer Beziehung einen rechtlichen Rahmen geben. Dieses Gesetz wurde umgangssprachlich auch als „Homo-Ehe“ bezeichnet. Seit 2010 wurde die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe gefordert. Da von vielen Vereinen, Parteien und anderen Teilen der Gesellschaft mehr Gleichberechtigung für queere Menschen gefordert wurde, beschloss man 2017 das Recht auf Ehe für gleichgeschlechtliche Beziehungen. Am 30. Juni 2017 fand eine Abstimmung über die gleichgeschlechtliche Ehe im Bundestag statt. Im westeuropäischen Vergleich gilt das als eher spät. Dies geschah vor allem durch Druck seitens der Opposition, da in der CDU/CSU fast 75% der Abgeordneten gegen den Vorschlag stimmten. Am 7. Juli wurde darüber auch im Bundesrat beschlossen und am 21. Juli 2017 wurde das Gesetz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterschrieben. Seit dem 1. Oktober desselben Jahres können gleichgeschlechtliche Paare heiraten.

In anderen Staaten der Welt wurde dieser Schritt noch nicht vollbracht, beispielsweise in den meisten osteuropäischen Ländern ist die Ehe nicht für alle gestattet. in Afrika und Asien gibt es jeweils nur ein Land, in dem diese Form der Ehe gesetzlich anerkannt wird: Südafrika und Taiwan. In Amerika ist die gesetzliche Regelung sehr unterschiedlich. Während die Ehe für Homosexuelle in Kanada, den USA und Brasilien legal ist, ist sie in Mexiko, Peru und Chile verboten.

Erst seit der Einführung der „Ehe für alle“ ist die Gründung einer Familie durch Adoption für gleichgeschlechtliche Paare möglich. Diese Paare können fremde Kinder in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Schweden und Norwegen adoptieren. Auch Australien, Teile Südamerikas und die USA stehen dazu liberaler. In Italien, Tschechien, Kroatien, Polen, Ungarn und in Großteilen von Afrika und Asien ist es hingegen verboten. Künstliche Befruchtung wird lesbischen Paaren von nur sehr wenigen deutschen Praxen ermöglicht. Außerdem müssen die Paare alle Kosten vollständig übernehmen, da gesetzliche Krankenversicherungen diese nicht übernehmen. Private Krankenkassen übernehmen die Kosten oftmals.

Was sagen verschiedene Religionen über die LGBTQ+-Community?

Allen drei monotheistischen Weltreligionen (Christentum, Islam, Judentum) liegt jeweils ein Regelwerk zugrunde (Bibel, Koran, Thora), das Heterosexualität als Ideal ansieht. Dementsprechend ist eine Abweichung davon unerwünscht, teilweise verboten und in einigen konservativ christlichen und muslimischen Staaten mit der Todesstrafe belegt. Dennoch gibt es sowohl im Islam als auch im Christentum oder Judentum Strömungen und Gemeinden, die der LGBTQ+-Community zugewandt sind.

Im Buddhismus wird jegliche Form von Sexualität eher abgelehnt. Dies gehört zum Ideal des enthaltsamen Lebensstils, den Buddha predigte. Es gibt hier also keine großen Auseinandersetzungen über das Thema, viele Buddhisten tolerieren die LGBTQ+-Community.

Im Hinduismus gibt es Vielzahl von Göttern. Darunter sind viele, die ihr Geschlecht ändern können, die halb männlich, halb weiblich sind – die nach unserem heutigen Verständnis also trans, nichtbinär oder genderfluid sind. Auch gibt es alte Kunstwerke, Tempelbemalungen und Skulpturen, die alle möglichen Formen von Sexualität abbilden.

Das bedeutet, nur weil Deutschland eher vom LGBTQ+-ablehnenden Christentum geprägt ist, dass es so nicht überall auf der Welt aussieht. Es gibt einige Religionen und Kulturen, die ein ganz anderes Verständnis von Sexualität und Geschlechtsidentität haben als das Christentum oder generell die westliche Kultur.

Die Regenbogenflagge als Symbol queerer Menschen weltweit

Die Regenbogenflagge, auch LGBT+ Pride Flag genannt, entstand 1978 in San Francisco. Gilbert Baker designte diese, um der Community ein Symbol der Freude zu schenken, als Harvey Milk, der erste geoutete schwule Mann in den USA, ein öffentliches Amt ausübte. Harvey Milk beauftragte Gilbert Baker. Durch die neue Flagge konnte das pinke Dreieck ersetzt werden, welches vorher oft als Erkennungsmerkmal benutzt wurde.  Es wurde während des Dritten Reichs in Konzentrationslagern verwendet, um schwule bzw. queere Männer zu kennzeichnen. Die erste Regenbogenflagge unterschied sich durch zwei weitere Farben von der heutzutage gängigen sechsfarbigen: Pink und Türkis. Die Pinke Farbe war jedoch schwer zu produzieren und als Folge dessen wurde das Türkis entfernt, um eine gerade Anzahl an Streifen auf der Flagge zu erhalten. Die Farben wurden jedoch nicht willkürlich ausgesucht, sie haben alle eine individuelle Bedeutung: Pink steht für Sexualität, Rot für das Leben, Orange für die Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für die Natur, Türkis für die Kunst, Blau für die Harmonie und Lila für die Spiritualität.

2017 wurde jedoch eine neue Flagge entworfen: Die Progress Flagge von dem*r nichtbinären Grafikdesigner*in Daniel Quasar schließt durch ein von links kommendes Dreieck auch Transgender und unterdrückte Minderheiten mit ein. Auch soll durch den schwarzen Streifen an die Menschen gedacht werden, die durch AIDS gestorben sind oder diskriminiert werden.

Als Symbol für Offenheit und Toleranz hängt die Regenbogenflagge daher auch noch bis zum Ende des Pride Month Juni vor dem Schulzentrum Heidberg.

(von: Marlene, Davut, Emma, Florian, Irma, Hannah)