Das Abenteuer Frankreichaustausch – 3 Monate weg von zuhause

Egal ob USA, Kanada, Neuseeland, Großbritannien oder Spanien – Auslandsjahre und -aufenthalte werden immer populärer bei Schüler:innen. Auch Frankreich ist ein beliebtes Ziel für Schüleraustausche. Dank Programmen wie ,,Brigitte Sauzay‘‘ oder ,,Voltaire‘‘ wird es französischen und deutschen jungen Leuten möglich gemacht, in die Kultur des jeweils anderen Landes reinzuschnuppern. In diesem Artikel wollen wir die Erfahrungen von Schüleraustauschen in Frankreich und Deutschland mit euch teilen, sowie die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern aufzeigen.

Erfahrungsbericht Luzie, 11.Jahrgang

Am 27.12.2022 ging für mich das Abendteuer „Frankreichaustausch“ endlich los. Ich bin mit meinen Eltern morgens ganz früh nach Paris gefahren und am nächsten Tag, am 28.12., haben sie mich schließlich in den Zug Richtung Bretagne gesetzt. Beide haben sich sehr für mich gefreut, aber der Abschied war trotzdem schwer. Während der Zugfahrt war ich sehr aufgeregt, aber auch voller Vorfreude. Nachdem ich einmal in der Stadt Lamballe am kleinen Bahnhof umgestiegen bin, ging es für mich mit einem etwas kleineren Zug weiter in die mittelalterliche Stadt Dinan, wo ich die nächsten drei Monate verbringen sollte.

Das Schulsystem

Das französische Schulsystem ist zunächst einmal von Grund auf verschieden zum deutschen, auch wenn es durchaus Gemeinsamkeiten gibt. In Frankreich geht man bereits im Alter von drei Jahren in die ,,Ecole maternelle‘‘, vergleichbar mit dem deutschen Kindergarten oder der Vorschule. Danach folgt für fünf Jahre die ,,Ecole primaire‘‘, ähnlich wie eine Grundschule, die man ab dem Alter von sechs Jahren besucht. Anschließend geht es mit ca. elf Jahren ins sogenannte ,,College‘‘, welches vier Jahre dauert. Erst im Alter von etwa 14/15 Jahren entscheiden die Franzosen, ob sie eine Ausbildung für einen Beruf machen oder an einem ,,Lycee general‘‘ oder ,,Lycee professionel‘‘ (an dem eher das praxisorientierte Arbeiten im Vordergrund steht) ihr ,,Baccalauréat‘‘ (das französische Abitur) machen wollen.

Meine Schule war eine katholische Privatschule, die sehr alt, aber auch sehr schön war, was für mich natürlich erstmal neu und anders war. Gerade an den ersten Tagen war ich ziemlich erschöpft von der Schule, da ich es absolut nicht gewohnt war, den ganzen Tag mit verhältnismäßig eher wenigen Pausen in der Schule zu sitzen. An der Raabeschule haben wir jeden Tag um 13:15 Uhr Schluss, während in Frankreich der Unterricht meistens bis 16:30 Uhr ging. Des Weiteren musste ich mich erstmal daran gewöhnen, jeden Mittag in der Schulkantine zu essen, was dort aufgrund des langen Unterrichts natürlich für alle völlig normal war. Außerdem fand ich es sehr ungewohnt, dass Fächer wie Chemie und Physik oder Erdkunde und Geschichte zusammen unterrichtet werden. Genau wie in Deutschland kann man auch in Frankreich zusätzlich zum Unterricht Optionen wählen, wie zum Beispiel eine weitere Sprache, extra Englischstunden oder auch die Option ,,Cinéma‘‘ (Kino), wobei Filme geschaut werden und die Schüler:innen mit dem Lehrer darüber diskutieren. Die ,,Devoir commun‘‘, bei der mehrere Klassen zusammen in einem Raum im gleichen Fach eine Arbeit schreiben, war ebenfalls neu für mich, genau wie das Prinzip der ,,Permanence‘‘, wobei man in einen speziellen Raum zum Arbeiten geht, wenn man gerade keinen Unterricht hat. Auch die Noten- und Zeugnisvergabe waren ganz anders als in Deutschland. Es gibt zum Beispiel keine Mitarbeitsnoten für den Unterricht, dafür aber umso mehr Tests und Klassenarbeiten. Die Zeugnisse werden nach jedem Trimester insgesamt drei Mal pro Jahr den Eltern per E-Mail nachhause geschickt und die Punkte gehen dabei von 0-20.  Direkt im Unterricht wird außerdem sehr viel von den Lehrer:innen diktiert, wobei die Notizen am Ende ,,cours‘‘ genannt werden. Das Prinzip der ,,surveillants‘‘ an französischen Schulen war ebenfalls neu für mich und ich war sehr überrascht darüber, dass diese Betreuer:innen richtige Bezugspersonen für viele Schüler:innen sind und nicht die gleiche Funktion wie Lehrer:innen haben. Generell habe ich die Schule als deutlich strenger im Vergleich zu Deutschland empfunden. Bei einem kleinen Verstoß gegen die Regeln bekommt man direkt einen Eintrag in das sogenannte ,,carnet‘‘ (ein kleines Heft, was alle Schüler:innen besitzen und worin beispielsweise vergessene Hausaufgaben, Verstöße gegen die Schulordnung oder Zuspätkommen festgehalten werden) und die Erziehungsberechtigten werden informiert. Auch die Digitalisierung war auf meiner Schule meiner Ansicht nach noch nicht sehr weit voran geschritten. Während wir an der Raabeschule im Unterricht täglich mit eigenen Tablets arbeiten, waren in Frankreich viele Computer schon sehr alt und haben nicht mehr so gut funktioniert. Im Gegensatz dazu hat mir aber das Prinzip von der App ,,ProNote‘‘ gut gefallen, wozu alle Schüler:innen einen Zugang bekommen und ihren Stundenplan, noch zu erledigenden Hausaufgaben, Noten und Abwesenheiten jederzeit aufrufen können. Außerdem sind die langen Ferien eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag. Alle Franzosen haben zusätzlich zu den Ferien, die wir auch in Deutschland haben, im Februar zwei Wochen Winterferien, und auch die Sommerferien dauern ca. 8-9 Wochen. Mir ist außerdem aufgefallen, dass viele trotz des langen Schulalltags nachmittags und sogar abends immer noch gute Laune haben und sich gut konzentrieren können, was an meiner Schule in Deutschland häufig nicht mehr der Fall ist.

Kulturelle Unterschiede

  1. Englischkenntnisse

Kulturelle Unterschiede sind mir bereits während der ersten Tage viele aufgefallen. Zum Beispiel verwenden gerade Jugendliche sehr wenig englische Wörter in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch. Generell ist das Englischniveau meistens eher niedriger und auch der Akzent beim Sprechen anderer Sprachen ist sehr stark. Diese Erfahrung lässt sich bestätigen, da die Franzosen in internationalen Tests von Englischkenntnissen eher schlechter abschneiden. Beim ,,Test of English as a foreign language‘‘ vom ,,Educational Testing Service‘‘, den jeder absolvieren muss, um an einer englischsprachigen Hochschule zu studieren, belegten sie den 69. Platz mit durchschnittlich 88 von 120 Testpunkte. Die Deutschen erreichten im Vergleich dazu 97 Punkte. Diese Daten stammen zwar aus dem Jahr 2009, allerdings liegt Frankreich auch beim weltweiten Ranking von Ländern nach ihren Englischkenntnissen der Organisation ,,Education First‘‘ aus dem Jahr 2022 auf Platz 34 von 111. Die Franzosen weisen damit mittlere Kenntnisse auf, während die Deutschen mit Platz 10 in der Regel sehr gute Kenntnisse haben. Es gibt einige Ansätze, wie sich diese Ergebnisse begründen lassen. Einmal ist der Englischunterricht aus meiner und weiteren Erfahrungen weniger anspruchsvoll, wodurch auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Sprache gut und sicher gesprochen werden kann, unwahrscheinlicher ist. Des Weiteren liegt auch in den beiden Sprachen ein großer Unterschied, zum Beispiel bei der Aussprache und der Betonung der Wörter. Selbstverständlich gibt es auch immer Leute, die gut oder sogar sehr gut Englisch sprechen, besonders in Touristenhochburgen wie beispielsweise Paris.

https://polyglotclub.com/help/language-learning-tips/french-are-bad-in-english/translate-german (Zugriff am 25.06.2023 um 21:22 Uhr)

https://www.welt.de/vermischtes/article4403861/Franzosen-liegen-im-Englisch-Test-ganz-weit-hinten.html (Zugriff am 25.06.2023 um 21:23 Uhr)

https://www.ef.de/epi/ (Zugriff am 25.06.2023 um 21:24 Uhr)

2. Nationalstolz

Die Franzosen haben meiner Ansicht nach außerdem einen großen Nationalstolz und sind sehr stolz auf ihre Sprache. Dies lässt sich besonders mit der französischen Revolution 1789 und Napoleons Feldzügen erklären, was die französischen Kinder bereits in der Grundschule beigebracht bekommen. Frankreich ist zudem schon viel länger eine Nation als Deutschland. Die Forderungen der französischen Revolution ,, Liberté, Egalité, Fraternité“ – „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ spielen auch heute noch eine wichtige Rolle für Frankreich, da sie vor allem symbolisieren, dass das Land trotz Rückschlägen und Niederlagen nie aufgibt und heutzutage häufig eine Sonderstellung hat. Frankreich ist nicht nur das größte Land in der EU, sondern beispielsweise auch ein ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und eine militärische Atommacht. Der Nationalstolz ist meiner Meinung nach auch deutlich bei den Franzosen zu spüren, im Gegensatz zu Deutschland, was sich auch geschichtlich begründen lässt. Es liegt auf der Hand, dass vor allem die Zeit des Nationalsozialismus ein Grund dafür ist, dass sich der deutsche Nationalstolz in Grenzen hält. Das öfter in der Schule behandelte Thema zeigt besonders die negativen Seiten Deutschlands, wobei laut dem Professor Ulrich Schmidt-Denter die Nachkriegszeit, bei der es auch viel Positives gibt, im Unterricht eher zu kurz kommt.

https://www.rheinpfalz.de/lokal/kaiserslautern_artikel,-la-grandeur-der-nationalstolz-frankreichs-_arid,876091.html (Zugriff am 26.06.2023 15:26 Uhr)

https://www.welt.de/politik/deutschland/article13813483/Warum-sich-die-Deutschen-selbst-nicht-moegen.html (Zugriff am 26.06.2023 um 15:25 Uhr)

3. Essgewohnheiten und Gruß/-Abschiedsformeln

Auch bei den Essgewohnheiten konnte ich sehr große Unterschiede feststellen. Zum Frühstück essen die meisten eher wenig bis gar nichts und das Mittagessen wird hingegen sehr früh eingenommen (ca. 12-13 Uhr). Am Nachmittag gibt es außerdem immer einen kleinen Snack, den sogenannten ,,Goûter‘‘. Das Abendessen findet eher spät statt (gegen 20 Uhr), wodurch sich beispielsweise auch die ,,Primetime‘‘ nach hinten verschiebt (in Deutschland um 20:15 Uhr und in Frankreich um 21:10 Uhr). Am Wochenende oder an Feiertagen werden auch gerne mal mehrere Gänge eingenommen. Der erste Gang besteht meistens aus Chips und Crackern, beim zweiten gibt es dann Gemüse und/oder Muscheln und zum Hauptgang Fisch, Fleisch mit Beilage oder Auflauf. Der vierte Gang besteht eigentlich immer aus Käse mit Salat und zum Dessert gibt es etwas Süßes. Außerdem gibt es wirklich zu fast jeder Mahlzeit Baguette und generell wird sehr viel gegessen. Gerade beim Essen wird oft sehr viel diskutiert und geredet. Die Diskussionen starten meistens leise und gesittet und irgendwann werden alle hektischer, emotionaler und lauter, was ich auch bei mir selbst feststellen konnte. Dadurch entstehen sehr tolle Konversationen und man verbringt, gerade bei den Mahlzeiten, viel Zeit zusammen. Die Küsschen an jeder Wange zur Begrüßung, die ,,Bises‘‘ genannt werden, waren auch neu für mich und werden auch viel unter Freund:innen gemacht. Ich persönlich fand sprachlich gesehen auch die Begrüßungen wie ,,Coucou‘‘ oder die Verabschiedungen wie ,,Bisous‘‘ sehr schön und süß.

4. Demonstrationen und Streiks

Besonders aufgefallen sind mir auch die vielen Demonstrationen und Streiks, welche in den drei Monaten, in denen ich da war, sehr häufig stattgefunden haben. Selbst am Straßenrand standen Menschen und haben Flyer für die Demonstrationen ins Auto gereicht. Dies ist selbstverständlich auch der neuen Rentenreform geschuldet, welche genau während meiner Aufenthaltszeit eingeführt wurde und für viel Aufsehen und Ärger gesorgt hat. Dabei geht es darum, dass das Rentenalter von 62 auf 64 Jahre angehoben werden soll, was laut des Präsidenten Emmanuel Macron notwendig für das Land sei. Mithilfe des Artikels 49.3, womit ein Gesetz ohne parlamentarische Abstimmung durchgebracht werden kann, konnte die Regierung die Reform schließlich durchsetzen. Im Vergleich zu Deutschland und vielen anderen Ländern liefen die Streiks eher gewalttätiger ab, wofür es mehrere Erklärungsansätze gibt. Laut des Politikwissenschaftlers Johannes Maria Becker, welcher drei Jahre in Paris lebte, seien die Gewerkschaften in Frankreich deutlich radikaler. Die Franzosen hätten laut seiner Aussage außerdem ein ,,kollektives Bewusstsein für Unrecht‘‘, was bedeutet, dass die meisten Menschen, ob betroffen oder nicht, direkt auf die Straße gehen, wenn sie das Gefühl haben, dass etwas nicht gut läuft. Laut Becker würden die Franzosen dabei auch direkt die Obrigkeiten verantwortlich für alles machen, während die Deutschen die Schuld eher bei sich selbst suchen würden. Dabei muss man allerdings beachten, dass auch in Deutschland die Demonstrationen in den vergangenen Jahren zugenommen haben, vor allem im Bezug auf die Coronapolitik oder den Klimawandel. Für mich persönlich ist aber besonders das Gemeinschaftsgefühl bei den Demonstrationen deutlich geworden: alle ziehen an einem Strang und wollen etwas bewegen.

https://www.fr.de/politik/proteste-paris-frankreich-streik-demonstration-emmanuel-macron-rentenreform-zr-92327674.html (Zugriff am 25.06.2023 um 21:21 Uhr)

Persönliches Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass sich ein Schüleraustausch nach Frankreich auf jeden Fall lohnt und man nicht nur die Möglichkeit bekommt, in eine tolle Kultur hereinzuschauen, sondern auch seine Sprachkenntnisse zu verbessern und über sich selbst hinauszuwachsen. Bei der Teilnahme am Brigitte Sauzay Programm sollte auf jeden Fall bedacht werden, dass das Prinzip auf Gegenseitigkeit beruht und man verpflichtet ist, einen Franzosen oder eine Französin für drei Monate bei sich aufzunehmen, was auch viel Arbeit bedeuten kann. Dafür werden von dem Programm allerdings die Fahrkosten erstattet und auch sonst muss man nichts für den Austausch an sich bezahlen. Ich kann also nur jedem, der sich für die französische Sprache und Kultur interessiert, einen Austausch empfehlen und Bon voyage! wünschen.

von Luzie mit Unterstützung von Antoine

Die Schule Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland

1 – Das Schulsysteme

Das Frankreich und das Deutsche schule habt eine sehr Unterschiedliche System, in Deutschland des Studienweg ( Gymnasium, Realschule und Hauptschule ) beginnt von dem alter von zehn Jahre gegen vierzehn Jahre in Frankreich.

2 – Das Kindergarten

In Deutschland das Kindergarten beginnt am sechs Jahre dann das in Frankreich das Kindergarten beginnt am drei Jahre.

3 – Das Abitur

Das Gymnasium in Deutschland dauert dreizehn Jahre aber das in France das Gymnasium dauert nur zwölf Jahre. Mehr als viele Student in Deutschland macht eine Sabbatjahr dann es ist Selten in Frankreich. Also der Stunden in Deutschland Schluss ihre studieren und beginnt Arbeit sehr später.

4 – Die Unterrichtszeit

In Deutschland das Unterricht funktionieren bei Zeitabschnitte von fünfundvierzig Minuten gegen ein Stunde in Frankreich. Also in Deutschland der Unterricht Schluss am 13 Stunde gegen 16:30 Stunde in Frankreich.

5 – Die Ferien

Der Ferien in Deutschland wird kurzer, in der tat es gibt allgemein keine Ferien im April als wir hat zwei Woche. Außerdem in Frankreich es gibt zwei und halb Monate für Sommer als es gibt in Deutschland 1 und halb Monate.

Antoine (Austauschschüler aus Frankreich)