Leben im Nationalsozialismus und im Krieg

Die Tagebücher Victor Klemperers – Lesung mit Renatus Deckert

Am 10. November 2023 war Renatus Deckert an der Raabeschule zu Gast. Er wurde 1977 in Dresden geboren und lebt aktuell in der Nähe Hamburgs. Er studierte Philosophie unter anderem in Dresden und Paris. Sein Großvater lebte zur Zeit Klemperers auch in Dresden und hat ihn auch fast getroffen, dazu aber später mehr.

Dr. Deckert hat uns aus den Tagebüchern Victor Klemperers von 1933-1945, also die Jahre des NS, vorgelesen. Klemperer wurde am 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe geboren. Sein Vater war Rabbiner in Dresden, Klemperer konvertierte aber 1903 zum Protestantismus (evangelisch). Am 16. Mai 1906 heiratete er Eva Klemperer (geb. Schlemmer). Er meldete sich als Kriegsfreiwilliger 1915 für den 1. Weltkrieg für Deutschland. Nach dem Krieg 1920 wurde er Professor für Romanistik an der TU Dresden. Ab dem 30. April 1935 wurde er auf Grund des Reichsbürgergesetzes in den frühzeitigen Ruhestand versetzt. Er schrieb sein ganzes Leben über Tagebuch.

Seine Tagebücher aus dem 2. Weltkrieg hat Klemperer selbst „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ genannt. Die Tagebücher bestehen aus mehreren Bänden mit je 800 Seiten. In den Tagbücher schreibt Klemperer sein Leben während der Kriegszeit nieder. Jüdische Personen bekamen nach der Machtergreifung der Nazis 1933 viele Einschränkungen. Sie hatten Ausgangssperren oder mussten ihrem Namen noch einen zusätzlichen hinzufügen. Außerdem durften die Juden keine Haustiere mehr halten, was für Klemperer und seine Frau sehr traurig war, weil ihr Kater ihnen immer wieder Kraft gegeben hat. Außerdem berichtete Klemperer von vielen Hausdurchsuchungen, wobei seine Tagebücher nicht gefunden wurden. Die Juden, darunter auch Victor und Eva, wurden in „Judenhäuser“ gebracht. In diesen Judenhäusern haben sich dann viele Juden umgebracht, um der Deportation zu entgehen. Das traf auch Victor und Eva, da Menschen, die sie in diesen Häusern liebgewonnen haben Suizid begangen haben. Andere Menschen sollten auch den Kontakt zu den Juden abbrechen. Viele Freunde und Bekannte Klemperers wanden sich daraufhin von ihnen ab. Dies betraf jedoch nicht alle. Die Ärztin Annemarie Köhler aus Pirna hat ihnen auch noch geholfen und die Tagebücher in ihrer Praxis versteckt. 1945 wurde Dresden dann von Flugzeugen gründlich zerstört. Victor und Eva überlebten den Angriff, verloren sich aber. Sie fanden sich dann wieder und Eva riss Victor den Judenstern von der Brust. Danach gingen sie zu den örtlichen Behörden und erschummelten sich neue Papiere bevor sie dann nach Bayern, genauer nach Unterbernbach in der Nähe von Augsburg, flohen.

Nach der Lesung folgten dann noch Fragen der Zuschauer, auf die ich nicht weiter eingehen werde, da ich sie schon zum Teil im Text mit verarbeitet habe.

Beitragsbild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4e/Bundesarchiv_Bild_183-16552-0002%2C_Victor_Klemperer.jpg?uselang=de

Artikel von: Niklas